Rheinische Post - Samstag, 28. Oktober 2000-
Das alte Museumsschiff wird in der Meidericher Schiffswerft renoviert
Flickarbeit am alten Oscar von DIETER HILLA
Wer im Rumpf der Oscar Huber die Hände in der Tasche hat, der hält das Schicksal des alten Dampfers in der Hand. Während die anderen Schweissen, hämmern und an dem Museumsdampfer rumflicken, stehen zwei Arbeiter in Blaumännern nur herum und gucken. Sie halten Feuerwache. Damit nichts passiert, wenn der Funke eines Schweißgerätes überspringt. Ein Schiff zu renovieren ist nichts für feine Leute. Seit Duisburgs Wassergreis in der Meidericher Schiffswerft auf dem Trockenen liegt, sitzen die Arbeiter im Dreck. Vielleicht gerade 70 Zentimeter Platz sind zwischen dem Rumpf und der Erde. Ein Mann mit Gasmaske kriecht unter dem Bauch des Dampfers und besprüht ihn aus einer Farbpistole. Die Schutzschicht, die er aufträgt, soll das Metall vor dem Wasser schützen. Der beissende Geruch des Anstrichs liegt in der Luft. Etwas entfernt schweisst ein Arbeiter, hockend, einer Stahlplatte an. 3,80 mal 4 Meter groß ist sie und fast 500 Kilogramm schwer. Stützen halten das Blech. „Die Jungs, die hier arbeiten, haben Muckis wie die deutsche Eiche“, sagt Hermann Dubisz, der technische Leiter der Renovierung. Ein großer Eingriff ist es, den die Oscar Huber über sich ergehen lassen muss. Auf der Helling liegt sie wie auf einem OP-Tisch. Ganz ohne ihrem Element, dem Wasser. An 400 Stellen des Rumpfes wurde mit Ultraschall gemessen, wie dick das Metall ist. Ist es dünner als 5,5 Millimeter, wird es herausgeschnitten und durch neues ersetzt. Bis zum 25.11. haben die Werftarbeiter Zeit. Dann soll der Dampfer wieder ins Wasser gleiten. Wie lange das neue Gewand hält? „Fünf Jahre, mit ein bisschen Glück zehn“, meint Dubisz. Die Aussenhaut des Bootes ist pockig und narbig wie eine alte Haut. Spuren des Wassers. Von wegen sanftes Element. Die Kosten für das Facelifting des alten Stücks werden über die veranschlagten 190 000 Mark hinausgehen. „Es ist das eingetreten, wo wir immer drum gebeten haben, dass es nicht passiert, sagt Dubisz. Durch den Ultraschall wurden mehr dünne Stellen gefunden als erwartet. Da ist Dubisz dankbar, dass die Rentner vom Homberger Schifferverein ehrenamtlich zupacken. „Die Arbeit, die ist dreckig und sehr schwer, sagt einer von der Rentnergruppe des Homberger Schiffervereins. Gemeinsam mit seinen Kollegen streicht er die Schaufelräder des alten Koloss. Sechs Meter sind sie lang, dazwischen bleibt für die Männer kaum Platz. Zwischen Zahnrädern und Schaufeln kriechen sie gekrümmt, lackieren und wischen sich die Farbspritzer aus dem Gesicht. Für ihren Einsatz wollen die alten Schiffer kein Geld. Das ist Ehrensache. „Die Klamotten, die wir nutzen, sind auch noch von uns“, sagt Gerd und weist auf seinen farbverschmierten Blaumann. Ob die Arbeit Spass macht? Klar doch. Sonst würden nicht so viele mitmachen.“ |